Alter(n) und Karriere im Wandel
Golden Mentors
Die Altersstruktur unserer Gesellschaft verändert sich gegenwärtig umfassend. Die Menschen leben länger, aber die Geburtenrate, die erst seit einigen Jahren wieder etwas steigt, kann diesen Prozess nicht auffangen. In der Folge kommt es zu einer spürbaren Überalterung der Gesellschaft und viele Branchen sehen sich mit einem spürbaren Fachkräftemangel konfrontiert. Heute sind die Menschen aufgrund verbesserter Lebens- und Arbeitsbedingungen auch im höheren Alter gesund und vital. Die sogenannte silberne Generation, im Englischen auch als Silver Society bezeichnet, stellt eine neue Lebensphase nach dem bisher üblichen Renteneintritt dar. Es entwickelt sich ein Lebensstil bei zwischen 55 und 79 Jahre alten Menschen, die aktiv im Unruhestand sind, sich weiterbilden und gestaltend am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Diesen Wunsch nach Aktivität und Einbringen könnten Unternehmen durch das Fördern von Tandems zwischen Jung und Alt nutzen. Die jüngere Belegschaft kann im intergenerationalen Austausch von dem Wissen und den Erfahrungen der Älteren, den sogenannten Golden Mentors, profitieren und der Generationenwechsel im Unternehmen kann so gewinnbringender für alle Seiten gestaltet werden.
Situation in Sachsen-Anhalt
Zum Lebensstil der Golden Mentors fühlen sich 9,7 Millionen Menschen in Deutschland zugehörig (Zukunftsinstitut). Der Anteil der über 55-Jährigen in Sachsen-Anhalt liegt bei 25 Prozent und wird bis zum Jahr 2040 auf 40 Prozent steigen. Damit belegt Sachsen-Anhalt den Spitzenplatz unter den Ländern (Bundesdurchschnitt 20 Prozent) (Bundesagentur für Arbeit 2019 Presseinfo Nr. 46). Schon heute ist in Deutschland jede*r siebte Arbeitnehmer*in älter als 65 Jahre. Die Quote der Erwerbstätigen der 65- bis 69-Jährigen ist von 6,5 Prozent (2005) auf 14,5 Prozent (2017) gestiegen (Statistisches Bundesamt). Sachsen-Anhalt bildet in dieser Altersgruppe mit nur 11,7 Prozent das Schlusslicht im Bundesvergleich. Jedoch hat sich auch hier der Anteil der Erwerbstätigen in dieser Altersgruppe von 3,1 Prozent (2007) auf 7,9 Prozent (2017) erhöht (Bundesdurchschnitt von 7,1 Prozent auf 16,1 Prozent). Die Mehrheit (80 Prozent) ist laut der Bundesagentur für Arbeit geringfügig beschäftigt. Als Gründe hierfür können u. a. die regionale Wirtschaftskraft, höhere Lebenshaltungskosten, Altersarmut und der Fachkräftemangel genannt werden (Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft 2018).
Soziale Innovation: Senior Experten Service
Im Rahmen der Initiative VerA zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen gibt der Senior Experten Service (SES) Fachleuten im Ruhestand die Möglichkeit, sich für junge Menschen einzusetzen, denen die Ausbildung Schwierigkeiten bereitet: als lebens- und berufserfahrene Vertrauenspersonen, die Jugendlichen Halt und Orientierung geben. Jede*r VerA-Ausbildungsbegleiter*in unterstützt in der Regel eine*n Auszubildende*n bei theoretischen oder berufspraktischen Fragen, bei der Prüfungsvorbereitung, beim Ausgleich sprachlicher Defizite und vor allem bei der Stärkung seiner sozialen Kompetenz. Regelmäßige Treffen sind das Herzstück einer VerA-Begleitung. Konkrete Ziele und Inhalte legen Expert*innen und Auszubildende gemeinsam fest.
Mehr Informationen zum Projekt gibt's hier.