Sozialer Zusammenhalt - Zusammenleben im Wandel
Für die politische und soziale Resilienz der vom Strukturwandel betroffenen Regionen spielen neben den wirtschaftlichen und infrastrukturellen Entwicklungen auch der gesellschaftliche Zusammenhalt, die örtliche Bindung junger Menschen und die Möglichkeit, die nächste große Transformation aktiv mitgestalten zu können, entscheidende Rollen. Gerade aus ehemaligen Strukturwandelgebieten ist bekannt, dass sie ohne begleitende Maßnahmen zur Steigerung der individuellen und kollektiven Lebensqualität von struktureller Arbeitslosigkeit, Abwanderung, Überalterung und politischer Frustration geprägt sein können. Der Strukturwandel als dritte große Transformation nach der Wiedervereinigung und der Finanzkrise schlägt sich tagtäglich in der Lebensrealität vieler Menschen in Sachsen-Anhalt nieder und beeinflusst ihr (Zusammen-)Leben.
Der Braunkohleabbau hat Sachsen-Anhalt über viele Jahrzehnte geprägt, sich in Landschaften eingraviert, Wirtschaftsräume erschaffen, regionale Identitäten geformt und das Gemeinschaftsgefühl der Menschen und deren Erinnerungen geprägt. Während einige Reviere aktuell oder in naher Zukunft einen tiefgreifenden Strukturwandel erleben werden, hat dieser andere Region bereits in den 1990er-Jahren erfasst.
Das Mitteldeutsche Revier in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg ist das heute drittgrößte deutsche Braunkohlerevier. Hier stoßen 150 Jahre Tagebaugeschichte auf aktiven Tagebau.
Das Mitteldeutsche Revier in Sachsen-Anhalt umfasst die fünf Regionen: Halle (Saale), Anhalt-Bitterfeld, Burgenlandkreis, Mansfeld-Südharz und Saalekreis. Über 5.000 direkt und indirekt Beschäftigte arbeiten in der Kohlewirtschaft sowie weitere 15.600 Personen in energie-intensiven Industrien. Mit dem Ausstieg aus der Braunkohle bis 2038 steht vielen Menschen, Regionen und Unternehmen ein umfassender Strukturwandel bevor.
Strukturwandel im Gespräch der Generationen
Strukturwandel muss partizipativ mit den Menschen vor Ort gestaltet werden. Das KomZ arbeitete das hochaktuelle Thema Strukturwandel im Format einer Spring School 2019 in Ferropolis und einer Summer School 2021 bei Profen (Burgenlandkreis) gemeinsam mit Studierenden aus Sachsen-Anhalt auf. Thematisch wurde der Strukturwandel ehemaliger sowie aktiver Braunkohlereviere behandelt und eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft sowie verschiedenen Generationen geschlagen. Studierende führten Zeitzeug*inneninterviews, erarbeiteten materiell-künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum und entwickelten analoge wie digitale Projekte gemeinsam mit und für die Region.