Was ist eine soziale Innovation?

»Soziale Innovationen sind neue Wege, Ziele zu erreichen, insbesondere neue Organisationsformen, neue Regulierungen, neue Lebensstile, die die Richtung des sozialen Wandels verändern, Probleme besser lösen als frühere Praktiken, und die es deshalb wert sind, nachgeahmt und institutionalisiert zu werden.«

- Wolfgang Zapf (1994), Soziologe

 

Smartphones, Elektroautos oder Künstliche Intelligenz – technologische Innovationen verändern immer mehr und immer schneller unseren Alltag. Der technologische Wandel verspricht gesellschaftlichen Fortschritt, doch klar ist auch: Technologische Innovationen alleine können gegenwärtige gesellschaftliche Herausforderungen nicht lösen. Vielmehr erzeugen sie zum Teil auch problematische (Neben-)Wirkungen, von denen viele Menschen beruflich wie privat betroffen sind.

Exemplarisch dafür steht die aktuelle Debatte um den Begriff „Arbeit 4.0“: Zukunftsprognosen über die mögliche Anzahl bedrohter Arbeitsplätze durch Automatisierungsprozesse können bei Menschen Ängste und Ablehnung hervorrufen, wenn nicht gleichzeitig auch über die gesellschaftliche Gestaltung des Wandels und seine inhärenten Chancen gesprochen wird. Hier setzen soziale Innovationen an: Sie verfolgen das Ziel, neue Formen des Arbeitens und Lebens zu etablieren, mit denen auf negative Folgeeffekte des technologischen Wandels – wie der Automatisierung – so reagiert werden kann, dass die gesellschaftliche Wohlfahrt auch in Zukunft gesichert ist. Wir meinen deshalb: Technologische und soziale Innovationen müssen bei der Gestaltung unserer Zukunft Hand in Hand gehen.

Am Anfang einer jeden sozialen Innovation steht ein echtes gesellschaftliches Problem, welches in der Öffentlichkeit präsent ist und wofür neue Lösungen gesucht werden. Technologische Fortschritte können – wie im obigen Beispiel – Ausgangspunkt sozialer Innovationen sein. Sie bergen aber auch das Potenzial, als Teil ihrer Lösungsstrategie zu fungieren: So können bereits heute digitale ‚Apps’ dabei helfen, unser Leben einfacher und effizienter zu organisieren.

Manche soziale Innovation entsteht dagegen unabhängig vom technologischen Wandel. Als ein solches Beispiel können ‚Multifunktionshäuser’ gelten, die das Potenzial tragen, die Daseinsvorsorge des ländlichen Raums auf neuartige Weise zu gewährleisten oder wiederherzustellen. Die Idee eines Multifunktionshauses wird aber nur dann zu einer Innovation, wenn das Konzept von der Zielgruppe angenommen wird und dadurch eine nachhaltige Veränderung der sozialen Praxis hervorbringt.

Der Zyklus sozialer Innovation

In der Phase Idee findet die Erkenntnis eines Problems statt, gefolgt von der Generierung einer Idee, welche zur Lösung des sozialen Problems entwickelt wird.

In der Phase Intervention werden erste Ansatzpunkte der Problemlösung markiert. Erste Umsetzungen der Idee können in dieser Phase schon erprobt werden.

Eine routinierte Umsetzung sowie eine nachhaltige Verstetigung der Problemlösung erfolgen in der Phase Implementierung.

Schließlich werden in der letzten Phase die Auswirkungen der Problemlösung geprüft sowie mögliche Folgeprobleme wiederum auf neue Ideen hinterfragt. An diesem Punkt können etablierte Lösungsansätze auf andere Orte übertragen werden oder der Zyklus sozialer Innovationen kann erneut beginnen.

Merkmale

Neuheit: Eine soziale Innovation stellt räumlich, zeitlich oder kontextbezogen eine Neuartigkeit dar.

Soziale Qualität: Soziale Innovationen stellen wirksamere Lösungen als bestehende Ansätze bereit. Sie haben einen Nutzen für die Zielgruppe.

Annahme: Soziale Innovationen tragen zum dauerhaften sozialen Wandel bei, indem sie von der Zielgruppe angenommen werden und dadurch nachhaltig verankert sind.

Übertragbarkeit: Das Konzept einer sozialen Innovation muss potenziell übertragbar auf andere Kontexte sein.

Auswirkung (IMPACT): Erst wenn Wirkungen erkennbar sind, ist aus einer Idee eine Innovation geworden.

Außerdem

Soziale Innovationen können eine Schnittstelle zu technologischen Innovationen aufweisen.

Soziale Innovationen kommen häufig durch neuartige Kooperationsformen zwischen Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft zustande.

Neuartige Ideen entstehen bevorzugt in offenen Innovationsprozessen (zum Beispiel mit Methoden wie DESIGN-THINKING, CO-CREATION, OPEN INNOVATION).

Konsumenten werden zu Produzenten, indem eine neue Partizipationskultur etabliert und die Zivilgesellschaft zur bottom-up-Initiative bestärkt wird (EMPOWERMENT).